Ensemble
Jason, der griechische Held als Anführer der Argonauten (so werden seine Wegbegleiter auf dem Schiff „Argo“ genannt), war beauftragt, das Goldene Vlies – das Fell eines verehrten goldenen Widders, der fliegen und sprechen konnte – aus Kolchos, einem Land am Schwarzen Meer, zu stehlen und nach Iolkos, seiner griechischen Heimat, zu bringen.
Medea, Tochter des Königs von Kolchos, getroffen vom Pfeil des Eros – also nicht „aus eigenem Antrieb“, sondern als Götterwerk – verliebte sich Hals über Kopf unsterblich in Jason, und zwar derart, dass ihre Leidenschaft für ihn niemals nachließ, sondern stetig zunahm. Deshalb half sie Jason bei der Erbeutung des Vlies unter Einsatz ihrer medizinischen Künste und floh mit ihm, rettete ihm im Laufe der Flucht ein ums andere Mal sein Leben, und so manche Leiche pflasterte ihren Weg. Aus Iolkos verbannt, landeten sie schließlich im griechischen Korinth; hier lebte Medea als eine – heute würde man sagen – Frau mit Migrationshintergrund, mehr geduldet denn integriert.
Aus Karrieregründen will Jason nach vielen Ehe-Jahren nun aber die Tochter des Königs, Kreon, heiraten und Medea sinnt auf Rache…
Bis zum Äußersten.
Die Tragödie „Medea“ von Euripides (ca. 480 – 406 v.Chr.) genoss aufgrund ihrer Radikalität keinen guten Ruf im antiken Griechenland, wurde sogar von den Zeitgenossen abgelehnt. Entdeckt als Meisterwerk wurde sie erst von den Dramatikern des Barocks und danach riss der Erfolg nicht mehr ab. Heute gehört sie sowohl im Original als auch in sämtlichen Bearbeitungen und Variationen zum Standard-Repertoire des gegenwärtigen Theaters…
Eine sehenswerte Inszenierung als ungewöhnlicher Saisonauftakt – gespielt übrigens wie im antiken Griechenland: von einem reinen Männerensemble!