Der Fall Furtwängler

Taking Sides

Ronald Harwood

Autor*in
Regie
29. April 2023
Premiere

Ensemble

Berlin, 1946, ein kleines Büro irgendwo im amerikanischen Sektor. Der Dirigent Wilhelm Furtwängler hat einen Antrag auf Entnazifizierung gestellt. Mit der Vorbereitung für dieses Verfahren wird der amerikanische Offizier Steve Arnold beauftragt. In der Hoffnung, Furtwängler an den Pranger stellen zu können und ihn als „künstlerisches Aushängeschild des Naziregimes“ zu verurteilen, beginnt er Unterlagen zu sichten und Zeugen zu befragen. Aber das Bild, was sich ihm bietet, hat viele Facetten. Zeigt es doch einen Menschen, der Kunst und Politik stets getrennt hat. Der sich bei jeder Gelegenheit dem Regime entzogen und der vielen Juden zur Flucht geholfen hat. Auch die erste persönliche Begegnung mit Furtwängler bietet keine Angriffsfläche. Doch Arnold ist fest entschlossen, das Bild vom unschuldigen Mitläufer zu demontieren und beginnt einen persönlichen Kampf gegen einen genialen Künstler, der glaubt, dass schon allein sein künstlerisches Wirken ein unerschütterliches Zeichen von Freiheit und Menschlichkeit in einer unmenschlichen Zeit war.

Ronald Harwoods Schauspiel „Taking Sides“ über zwei Menschen und deren Suche nach der Wahrheit beruht auf historischen Fakten und ist doch rein fiktiv. Es wurde 2001 von István Szabó in Starbesetzung (u.a. Harvey Keitel, Stellan Skarsgård und Ulrich Tukur) in opulenten und weitläufigen Bildern verfilmt.

Bei der Inszenierung im Theater Harlekin geht Regisseur Thomas Hardow mit seinem Ensemble den umgekehrten Weg und zeigt die Handlung auf engstem Raum mitten in den Zuschauern, die ganz nah am Geschehen sitzen und damit dem beklemmenden Psychokrieg zwischen dem intellektuellen Deutschen und dem unbedarften Amerikaner unmittelbar ausgeliefert sind. Ein Experiment für Schauspieler und Publikum.

Impressionen aus dem Stück